settergeschichten

Autorin: Christiane Lohmann

Die englischen Vorstehhunde sind Feldspezialisten. Weltweit ist der Englisch Setter der mit Abstand am meisten geführte Jagdhund und bei der Zucht der heute existierenden kontinentalen Rassen standen ebenfalls die 'Engländer' Pate, vom Pointer über den roten Iren und den schwarz-roten Gordon-Setter!

Neben der vielseitigen Eignung als Jagdgebrauchshund ist ihnen durch lange Zuchtauslese die Passion, Intelligenz, Nase und Nervenstärke die einen excellenten Feldhund ausmachen, fest in den Genen verankert. Sicherlich wird man in Deutschland heutzutage nicht so häufig mit weit im Feld suchenden Hunden jagen. Aber die Kriterien, die man an einen hervorragenden "Field Trialer" stellen muß, sollte man einmal unter dem Aspekt der Zuchtwahl betrachten.

jagd mit gordon setter

Wie muß ein Hund beschaffen sein, um auf sog. Field Trials zu gewinnen?

Natürlich weiß der Hund worum es geht, bei einer solchen Prüfung; er ist 'heiß' und will Beute machen. Grundsätzlich laufen die Hunde paarweise, die Führer müssen dicht beieinander bleiben. Sie werden geschnallt vor den Augen der Richter und ziehen schwalbengleich ihre Schleifen, stets in Schrotschußentfernung vor ihren Führern, nach den Seiten, soweit es das Gelände zulässt. Es liegt an der Intelligenz des Hundes, wie er das Gelände nutzt, ob er Jagdverstand beweist. Einwirkungen des Führers sollen nur diskret erfolgen. Ein Handzeichen hier, ein kurzer Pfiff dort. Einem nervenschwachen Hund würden an dieser Stelle schon die Sicherungen durchbrennen und in seiner Gier nach Beute würde er kopflos arbeiten und ohne System. Die Angst, der Partner könnte als Erster Beute machen, verleitet zum immer schnelleren Laufen, vergessen sind Herr und die gemeinsame Jagd ... und ein bestandenes Field Trail.

gordon setter field trial

Die Führigkeit des Hundes - trotzdem ein zweiter Hund mitjagt - wird wohl kaum bei einer anderen Prüfung so hart auf die Probe gestellt. Der Kandidat zeigt sich aber führig und nervenstark? Er ignoriert weitestgehend den Partner, konzentriert sich auf seine eigene Aufgabe und hat immer ein Auge auf seinen Herren? Bravo!

Da springt ein Hase zwischen den Hunden auf. Wehe dem, der mehr als einen Blick darauf riskiert. Ein braver Feldhund hat gelernt, den gesunden Mümmler zu ignorieren, welches aber niemals im Widerspruch zum Verlorenbringer an kranken Wild steht. Die Intelligenz der Hunde muß groß genug sein, um den gesunden Hasen zu erkennen und ignorieren.

Dennoch darf die Suche nicht durch Dressurmaßnahmen gebremst sein. Schließlich wäre es ja keine hohe Kunst, wenn der Hund lediglich auf kleinem Radius um den Herren herum sucht. Da läßt sich leicht der Gehorsam abverlangen.  Nun hat aber der passionierte Hund verstanden, daß er trotz weiter Entfernung zu seinem Herren NICHT hetzt.

gordon setter

Jetzt zeigt seine feine Nase Wild an. Je nach Entfernung zieht er noch schnell ein, zwei engere Schleifen, bis er die Witterung fest hat oder erstarrt aus vollstem Lauf mit hochgehaltenem Kopf und absolut ruhigem Körper. Das VORSTEHEN. Auch hier muß sich alles in ausgewogener Balance befinden. Die Jagdlust und Beutegier muß soweit gebremst sein, daß der Hund nicht einspringt, er muß auf seinen Herren warten, der Partner darf nicht dazu verleiten, doch noch 'etwas' näher an 'seine Beute' zu rücken, es gilt Ruhe zu bewahren für den Hund.

gordon setter vorstehen

Dies alles unmittelbar nach der energischen, passionierten Suche. Stillstand. Ruhe. Hoffentlich halten die Hühner, d.h. bleiben dort sitzen, wo der Hund sie in die Nase bekam. Pech, wenn sie ablaufen und damit 'dem Hund aus der Nase laufen', bevor der Führer bei ihm ist. Denn erst auf Kommando des Führers darf der Hund sich bewegen, um 'gemeinsam' mit seinem Herren das Wild zum Abstreichen zu bringen. Auf den Frühjahrspaarsuchen wird dabei lediglich in die Luft geschossen, bei den Feldjagdpaarsuchen wird i.d.R. Wild erlegt, welches dann vom Hund zu apportieren ist. Dazu wird ebenfalls Apport aus dem Wasser geprüft.

Während der Hund, der als erster Wild findet, vorsteht, hat sein Partner diese zu 'respektieren'. D.h. sobald er den vorstehenden Hund sieht, hat er ebenfalls zu verharren. Diese angeborene Eigenschaft der englischen Vorstehhunde nennt sich Sekundieren. Aber auch hier gilt wieder: Zuviel des Guten ist auch nicht gut. Ein geborener Sekundant bleibt immer nur die zweite Geige und kann somit auch kein Field Trial bestehen. Es fehlt dann die Eigeninitiative und der Drang selber Beute zu machen. Meistens begnügen sich solche Hunde damit, den Partner genauestens zu beobachten, hinter ihm zu suchen und sie warten förmlich darauf, sekundieren zu können. Von gleichwertigen Hunden muß man aber beides verlangen: Das Beutemachen-wollen und das Sekundieren-können.

setter sekundieren

Wenn ein Hund auf mehreren Field Trials die unterschiedlichsten Hunde geschlagen hat, dann kann man davon ausgehen, dass er in hohem Maße die Eigenschaften Wildbiß, Wildfindigkeit, Nervenstärke, Intelligenz und Führigkeit besitzt.


Diese Prüfungsmethode findet weltweit Verwendung und von Skandinavien bis nach Neuseeland werden deutsche, französische und englische Jagdhunde so geprüft. Die Field Trials in Südafrika unterscheiden sich genauso wenig davon, wie die amerikanischen oder gar russischen. Interessanterweise gab es früher in England sogar sog. BRACE-STAKES, wo ein Führer stets zwei seiner Hunde zusammen laufen ließ.

Als „Einsteigermodell“ gibt es in einigen Ländern (u.a. Deutschland, Frankreich) die Einzelsuche, wo lediglich ein Hund seine Qualitäten im Feld zeigt.

Text mit freundlicher Genehmigung von Christiane Lohmann

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