Ein persönlicher Blick über den Tellerrand.
Ich habe hier meine Eindrücke, die ich in Nachbarländern sammeln konnte und die sich um die Jagd und Field Trials mit Gordon Setter drehen, niedergeschrieben. Die Einschätzungen sind sicherlich nicht vollständig und geben bestimmt kein allumfassendes Bild wieder, aber vielleicht vermitteln sie dem interessierten Leser einen kleinen Eindruck.

Gordon Setter in Frankreich

Für die Ausbildung von Jagdhunden - so auch für Gordon Setter - gibt es in Frankreich professionelle Hundedresseure, die durch die Arbeit mit den Tieren ihren Lebensunterhalt bestreiten. Ein harter Job: immer allein nur mit Hunden unterwegs, bei Wind und Wetter, immer im Druck, Resultate erzielen zu müssen, damit man ein Einkommen hat. Viele Dresseure züchten dazu auch noch Gordon Setter und/oder andere Hunderassen; je nach gegebenen Umständen (Anzahl der Hündinnen, Zeit, Möglichkeiten) bis zu 5 Gordon Setter Würfe pro Jahr.

Gordon Setter werden von den Dresseuren nicht nur für die Jagd, sondern häufig speziell für rassespezifische Prüfungen (Field Trials) vorbereitet und dort präsentiert. Im Allgemeinen erscheint das Führen von Vorstehhunden auf Field Trials eine Selbstverständlichkeit und der Wert der Hunde bemisst sich anhand der gezeigten Leistungen bei diesen Prüfungen. Gordon Setter Rüden, die sich exzellent platziert oder präsentiert haben, werden dementsprechend bevorzugt in der Zucht eingesetzt.



Die Bedingungen bei den Field Trials sind sehr anspruchsvoll: je nach Veranstaltungsort und Zeitpunkt deutliche größere Flächen als in Deutschland und sehr scheues Federwild (Rebhühner), das häufig für das Auge kaum sichtbar frühzeitig ganz flach über den Boden abstreicht (abfliegt). Auf derlei Bedingungen muss ein Vorstehhund erst einmal eingearbeitet werden, um überhaupt eine Chance zu haben, die Hühner zu finden und dann auch noch vorzustehen.

Die Dresseure halten die Vielzahl von Hunden in Zwingeranlagen. Zum Arbeiten im Feld oder zu den Prüfungen werden die Tiere mit Kleinbussen transportiert. Diese Transporter sind im Inneren speziell für diese Zwecke eingerichtet: an den Seitenwänden zweistöckig Boxen mit Holzböden, in der Mitte ein Gang, von dem aus alle Käfige zu erreichen sind.



Als ich das erste Mal ein derartiges Gefährt sah, empfand ich das als sehr unschön, da die Hunde gerade mal so viel Platz darin haben, dass sie liegen, sich aufrichten und drehen können. Mittlerweile weiß ich, dass die Dresseure allen Hunden regemäßig Auslauf geben, wenn sie länger unterwegs sind und/oder der einzelne Hund nicht gerade bei einer Prüfung rennen darf. Die Hunde machten einen zufriedenen Eindruck; daher nehme ich an, dass sich die Hunde an diese Situation gewöhnen, weil sie die Erfahrung gemacht haben,  dass sie nicht dauerhaft in den Boxen bleiben und dass sie bei ihren Freigängen arbeiten dürfen.

Die meisten Gordon Setter, die ich in Frankreich gesehen habe, sind im Vergleich zu dem deutschen Durchschnitts-Gordon-Setter kleiner und leichter im Gebäude und vom schmaleren Typ.

Will man den veröffentlichten Welpenlisten auf der Internetseite des französischen Gordon Setter Clubs glauben, dann liegt das Hauptaugenmerk der meisten Züchter auf der Leistungsfähigkeit von Gordon Settern bei der Feldarbeit.

Diejenigen Vertreter, die ich bei dieser Arbeit beobachtet habe, sind unglaublich passioniert, ausdauernd und zeigen sehr großräumige Arbeit auf den Field Trials. Muss man mal gesehen haben!

Französischer Gordon Setter Club: 
> Réunion des Amateurs du Setter Gordon (RASG)

Gordon Setter in Dänemark, Norwegen, Finnland

Diejenigen Gordon Setter Züchter und Hundeführer, die ich kennengelernt habe, gehen mit ihren Hunden auf Federwildjagd und halten sie überwiegend im Haus mit Familienanschluss. Manche von ihnen besitzen nicht nur einen, sondern haben oft zwei oder noch mehr Gordon Setter.


(Fotos im Schnee:  Nina Kjeldsberg in Norwegen mit ihren Gordon Settern  > Kennel "Imingen")

Die Jagd mit englischen Vorstehhunden auf Federwild (Auerhähne, verschiedene Hühnerarten,  Fasane) scheint in den nordischen Ländern weit verbreitet. Viele Jagdhundeseiten im Internet und die Aussagen meiner Freunde zeugen von vorzüglichen Bedingungen für den Einsatz dieser Hunde: geringe Einwohnerzahl, d.h. wenig Menschen, eine großartige, in vielen Teilen unberührte Natur und sehr guter Wildbesatz.



Mit den Hunden wird nicht nur auf freier Fläche, sondern vor allem in Skandinavien auch in den Bergen und im Wald gejagt. Die vierbeinigen Jagdhelfer müssen robust, arbeitsfreudig und sehr ausdauernd sein. Da während vieler Monate Schnee liegt, bevorzugt man für die Jagd Gordon Setter mit einem leichten Gebäude und wenig Gewicht, damit sie nicht allzu tief in den Schnee einsinken und dadurch zu viel Kraft verbrauchen.

Die Gordon Setter, die ich bei verschiedenen Gelegenheiten sah, waren tatsächlich recht klein und wirkten recht zierlich auf mich; bei der Feld- oder Apportierarbeit waren sie unglaublich schnell und blendend dressiert. Leider gefiel mir vor allem bei den dänischen Gordons nicht immer ihr Suchenstil, erinnerte er mich eher an English als an Gordon Setter.



Sowohl die dänischen als auch die skandinavischen Hundeführer bevorzugen bei der Arbeit auf Federwild nach dem Vorstehen des Hundes den sogenannten "Flash": Findet der Gordon Setter Federwild, steht er es zunächst vor. Auf Befehl springt er mit großer Dynamik in die Richtung, in der das Wild liegt, um es aus der Deckung aufzuscheuchen und um es durch seine Aktion zum Abstreichen (Wegfliegen) zu bewegen. Sobald das Federwild fliegt, verharrt der Hund erneut regungslos und wartet auf weitere Befehle.

Diese Arbeitsweise ist Gordon Settern nicht angeboren, sondern stellt eine beeindruckende Dressurleistung dar. Gleichzeitig weicht sie im großen Maße von der Art der Feldarbeit ab, wie sie in übrigen europäischen Ländern praktiziert wird.

Gordon Setter Vereine in Nordischen Ländern:

>> Dänemark: Dansk Gordon Setter Klub
>> Schweden: Svenska Gordon Setter Klubben
>> Norwegen: Norsk Gordonsetter Klub
>> Finnland: Kanakoirakerho - Hönshundssektionen

Gordon Setter in Kroatien

In diesem Land spielen Gordon Setter weder bei den Field Trials noch bei der Jagd irgendeine Rolle. Sie sind weitgehend unbekannt und gelten ebenso wie die anderen Vertreter der englischen Vorstehhunde bei den meisten Jägern als Exoten.

Das Leistungsvermögen dieser Hunde ist wenig bis gar nicht bekannt und die Arbeit mit ihnen besitzt wenig Anerkennung. Sie gelten allgemein als "Rennhunde", die für die praktische Jagd nicht zu gebrauchen sind - damit sind sie so mancher Einstellung von Jägern in Deutschland vergleichbar...

Unabhängig davon besteht in einigen Landesteilen die Möglichkeit, mit englischen Vorstehhunden zu arbeiten, d.h. sie für die Arbeit mit Federwild auszubilden - gegen entsprechende Gebühr. Italienische Dresseure sind mit ihren English Settern oder Pointern häufige und zahlende Gäste und unterstützen somit einen speziellen Zweig in der Jagdhunde-Abrichtung.