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1. Trainingstag - 07.10.12
Der Vormittag beginnt unspektakulär und in aller Ruhe.
Nach dem Frühstück machen wir mit den Hunden einen langen Strandspaziergang. Die Küste Kroatiens ist steinig und es gibt nur sehr wenige Abschnitte, die mit sandigem Untergrund dienen können; meist sind diese Sandstrände künstlich von den angrenzenden Hotel- oder Campingplatz-Betreibern für die zahlreichen Touristen angelegt und werden seitlich durch Zäune begrenzt, damit kein Unbefugter diese Abschnitte betreten kann.

Weit und breit begegnet uns kein Mensch und wir können die Hunde mal so richtig rennen lassen. Leider ist es sehr sehr warm und meine Hunde trinken sehr viel Meerwasser. Das Ergebnis davon ist, dass Tiia und Kjell für einige Zeit Durchfall bekommen, der glücklicherweise vorübergeht.
Endlich naht der späte Nachmittag und wir können mit den Hunden erstmalig ins Gelände. Vor uns erstrecken sich endlose Altgras-Flächen, die mal mehr mal weniger dicht mit Buschwerk und niedrigen Bäumen durchsetzt sind.

Das Revier wird landwirtschaftlich gar nicht oder nur im allergeringsten Umfang genutzt; der Boden ist steinig und die Böden mager. Über das unendlich große Gelände (10.000 Hektar?) ziehen lediglich einige Schäfer mit ihren Tieren. Hier leben zahlreiche Rebhühner, Fasane und Wachteln. Sie werden nur zu bestimmten Zeiten und nur im allergeringsten Umfang bejagt. Allerdings werden sie – bis auf die Zeit vom April bis ca. Juli/August – fast täglich von Hundeführern aufgescheucht, die so wie wir ihre Hunde an ihnen dressieren.
Unser Revierführer ist ein einheimischer Jäger, Jagdhundehalter und -ausbilder, der - wenn er nicht gerade auf die Jagd geht - die gesamte Saison hindurch verschiedene Hundeführer durchs Revier begleitet. Seiner Revierkenntnis haben wir es zu verdanken, dass wir unsere Hunde ans Wild bringen können: zahlreiche Rebhühner, die sich schon in Ketten zusammengefunden haben.
Hier und da gelingen unseren Hunden auf Anhieb schöne Vorstehaktionen und wir sind mit den ersten Eindrücken sehr zufrieden.

2. Trainingstag - 08.10.12
Der erste 'offizielle' Trainingstag beginnt im Gelände um 8.30 Uhr. Nachdem es die Nacht ein wenig geregnet hat, brennt die Sonne vom Himmel; es wird schnell warm und der Wind dreht ständig.
Es geht in einen anderen Revierabschnitt, der schon bei der Anfahrt einen vielversprechenden Eindruck macht.
Ich starte mit Tiia zum ersten Suchengang, doch noch bevor ich sie von der Leine lassen kann, streicht unmittelbar vor uns eine Kette Rebhühner ab; ich sehe sie an einer bestimmten Stelle einfallen und dirigiere das Mädi dorthin, doch die Suche bleibt ohne Erfolg. Eigentlich sollte ich es wissen, dass frisch eingefallene Hühner selten wiederzufinden sind, weil sie sich meist zu Fuß davonmachen; doch ich wollte der jungen Hündin unbedingt das Erlebnis gönnen, dass sie in ihrem Suchengang Wild findet. Hat nicht geklappt, sie hat sich nur erst einmal müde gerannt.

Als ich mich dann mit Tiia angeleint auf den Rückweg zum Auto begebe, steigt noch keine 10 Meter von uns entfernt eine weitere Kette Hühner auf – welch ein toller Wildbesatz! ... auch wenn ich es mit der Hündin nicht nutzen konnte...
Darci hat mehr Suchenglück: sie bekommt ein großes offenes Feld zugewiesen und es dauert keine 5 Min, bis sie zu einem eindrucksvollen Vorstehen kommt.

Brav wartet sie, bis ich an sie herantrete und gemeinsam machten wir noch 2 Schritte, um dann unmittelbar vor uns eine starke Kette Rebhühner, die aus ca. 15 Tieren besteht, aufsteigen zu sehen. Die Hündin bleibt vollkommen regungslos neben mir stehen, selbst als Kjell (der als Sparrings-Partner dient und aufgrund seines Alters Narrenfreiheit genießt) einige verleitende Sprünge hinterhersetzt.
Auch die English Setter meiner Freundin Nina finden gut Wild, so dass wir mit der Ausbeute recht zufrieden sind und wegen der Wärme eine lange Mittagspause einlegen. Da wir bis zum Nachmittag viel freie Zeit haben, beschließen wir, etwas zwischendurch für unsere Kultur zu tun und besuchen die Altstadt eines nahegelegenen Ortes.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Wir sind durch die gepflasterten Straßen gelaufen, haben uns ein wenig der Atmosphäre aus der Kombination 'blaues Meer - Wellenschlag - Altstadt direkt am Meer gelegen - kleine Gassen - einige noch offene Geschäfte - einige wenige Altstadt-Besucher' hingegeben und doch gleichzeitig sehnsüchtig auf den Nachmittag gewartet, bis wir erneut mit den Hunden arbeiten können.
Gegen 16.30 Uhr ist es dann soweit. Während an der Küste eine recht steife und kühle Brise weht, ist es im Revier trotz des guten Windes brütend warm. Tiia ist während der Suche viel damit beschäftigt, mich im Auge zu behalten und nutzt das offene Gelände nicht; sie findet daher auch kein Wild. Das macht Yoga – die gleichaltrige English Setter Hündin von Nina – wesentlich besser: weit, passioniert und fast schon routiniert durchsucht sie die Altgrasflächen.

Ihr Erfolg besteht im Finden einer großen Kette Hühner. Hierbei kann die junge ES-Hündin mit schönen Manieren gleich mehrfach punkten, weil nicht alle Tiere gleichzeitig abfliegen. Der Revierführer ist voller Anerkennung und spricht davon, dass - wenn er denn gern einen Hund an seiner Seite hätte - dann sollte es so einer sein … Wir freuen uns über die Arbeit des Hundes und über das Lob des Mannes.
Darci entlockt ihm ebenfalls anerkennende Worte, weil sie erneut Hühner findet, vorsteht und sich einwandfrei beim Abstreichen und Schuß verhält. Bei diesem Suchengang habe ich den Eindruck, dass mein Mädel sich nun warmgelaufen hat, denn sie zieht nun sehr große und weitläufige Schleifen. Ach, diese Art der Feldarbeit mit Vorstehhunden ist einfach toll! Da lohnt sich jeder Weg und jeglicher Aufwand...
