Archiv
EU-Championat Italien
- Details
Nach zwei Wochen Vorbereitung in Frankreich ging es für meine Hunde und mich am 26. März Richtung Italien. Rund 800km waren es bis nach Ceresole d’Alba, das südlich von Turin liegt; hier sollte vom 28.-30. März 2018 das EU-Championat für Gordon Setter stattfinden, an dem ich gern mit Akira und Tiia für die deutsche Mannschaft und mit May am Jugend-EU-Championat am 29. März teilnehmen wollte.
Am Abend des Tages kamen wir wohlbehalten an, Unterkunft war ein (hellhöriges) Hotel mit überschaubarem Frühstückbuffet und steinharten Brötchen. Auslaufmöglichkeiten für Hunde gab es drumherum wenig, alle Wege von den Hauptstraßen führten lediglich zu Privathäusern und waren mit Hinweisschildern "privat" bestückt. Wir fanden zum Glück ein eingezäuntes verlassenes Grundstück, auf dem die Hunde sich in den nächsten Tagen lösen und frei bewegen konnten.
Um sich vor dem Championat an die Gegebenheiten gewöhnen zu können, hatte ich für unseren ersten Tag in Italien für stolze 120 Euro/Tag im Vorfeld ein Training gebucht. Das Trainingsgelände erwies sich als ein Seitental, hügelauf, hügelab mit sehr kurzem Bewuchs aber vielversprechenden Hecken. Bereits nach dem Vormittag war aber klar: hier gibt es kein Wild. Die einzigen zwei Rebhühner, die wir fanden, waren zugesetzt – die passende Transportbox dazu fanden wir dann auch. Sehr unbefriedigend.
27.03.2018 - Prova die caccia 'Speciale Gordon'
Am Vortag des Championats war ein FT couple "Gordon Spezial" angesetzt. Ich konnte mich bequem zurücklehnen und zuschauen, keiner meiner Hunde war hierzu gemeldet. Teilnehmer waren ausschließlich diejenigen Gordon Setter, die auch am EU-Championat teilnahmen. Die Flächen für die Hunde waren nicht übermäßig groß. Grasland, durchsetzt mit abgeernteten Maisschlägen. Der Hühnerbesatz war nicht allzu üppig, es kamen nur zwei Platzierungen zustande.
28.+30.03.2018 - Campionato d'Europa Giovani Setter Gordon
Am 28. März ging’s dann endlich los: das EU-Championat für Gordon Setter begann mit der Präsentation der Mannschaften; alle Geschehnisse wurden täglich von einem Fotograf und einem Kameramann begleitet. Bis zu fünf Gordon Setter konnten in einer Mannschaft starten plus 2 Reserve-Hunde.
Francia
GSR Gambler de la Campagne Gravée /Duneau, GSH Oana v. Eixelberg /Wehrle, GSH Independence Gordon English Beauty /Pezotta, GSH Fillies Gordon English Beauty, GSH Noria Black Rider /Nievergelt, GSR Fidelio du Clos du Capitainerie /Fricker
Italia
GSH Daenerys /Bavaro, GSR Logan /Doglio, GSR Alfeo del Castellare /Albamonte, GSR Oldrado da Ponte, GSR Malcottinensis Sisko Detto Nash, GSR Docholliday /Marcetti
Spagna
GSR Sundowners Emporio, GSH Latika v. Eixelberg /Balado Casal
Svizzera
GSR Gambler de la Campagne Gravée /Duneau, GSH Oana v. Eixelberg /Wehrle, GSH Independence Gordon English Beauty /Pezotta, GSH Fillies Gordon English Beauty, GSH Noria Black Rider /Nievergelt, GSR Fidelio du Clos du Capitainerie /Fricker
Germania
GSH Isabella Gordon English Beauty /Pezotta, GSH The Field Artists Aenya /Redzich, GSH Puronperän Tiia, GSH The Field Artists Akira /Vida
Svezia
GSH Svartekallans Tess, GSR Svartekallans Shadow, GSH Isbeau des Quasars, GSR Ashhöjdens Baron de Ley /Stenson
Ich fasse mal für beide Tage die Ereignisse kurz zusammen: Warmes Wetter, überwiegend sonnig, vormittags drehende Winde. Wenig Wild, herbstliches Terrain, unverständliches Richten. Im Detail:
Das Wild
Über alle drei Tage der Veranstaltung herrschte Wildmangel. Viele Hunde hatten gar keine Chance, an Hühner zu kommen, weil schlichtweg keine da waren. Das war insbesondere für die jungen Hunde, die am Derby teilnahmen und sich die Seele aus dem Leib rannten, bitter. Wurden Hühner gefunden, so verhielten sie sich sehr unnatürlich, so dass klar ersichtlich war, dass das Wild ausgesetzt war. Das fand ich überaus ärgerlich, denn im Vorfeld war klar kommuniziert worden, dass – wenn Italien ein Championat ausrichtet – auch sichergestellt sein muss, dass es in einer Gegend stattfinden sollte, in dem ein natürlicher Federwildbesatz besteht. Die gefundenen Hühner stiegen sehr schlecht auf, liefen oder blieben einfach sitzen, so dass die Hunde nur zögernd und mit größter Vorsicht nachzogen oder es gar verweigerten. So ergab es sich, dass man bei dem wenigen Vorstehpunkten immer wieder Bilder sehen konnte, wo die Führer die Hunde anfassten, um sie nach vorne zu schieben und/oder weit vor sie traten, damit die Hühner überhaupt abstrichen. Sehr unschön zum Anschauen.
Das Suchengelände
Die italienische Organisation hatte im Vorfeld zugesichert, dass es für die Veranstaltung große Flächen gäbe, wo das Championat abgehalten werden könne. Ja, die Flächen waren rel. groß. Aber: der Bewuchs war herbstlich. Es gab grüne Abschnitte, auf denen lediglich Gras ohne jegliches Unkraut wuchs und wo man deutlich sehen konnte, dass sich in dieser unnatürlichen Umgebung kein natürliches Rebhuhn niederlassen würde. Viele Gänge fanden daher auf alten, abgeernteten Maisschlägen statt, in denen sich Hühner aufhielten. Diese Abschnitte waren zum Teil sehr dicht. Dass man hier keinen Stil bewerten kann (der gerade im Frühjahr eine Rolle spielen sollte), da die Gordons abschnittsweise hüpfen mussten, sei nur am Rande erwähnt. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass nicht allzu viel Gelände zur Verfügung stand, denn etliche vielversprechende Flächen wurden nicht genutzt.
Die Richter
Witterungsbedingt war das EU-Championat recht kurzfristig verlegt worden. Dadurch fiel der Schweizer Richter aus und es ergab sich, dass 2 italienische und 1 spanischer Richter die Hunde bewerteten: M. Grasso (IT), M.Braga (IT), M. Urra (E)
Schon nach dem ersten Tag konnte man den Eindruck gewinnen, dass parteiisch gerichtet wurde. So gab es bspw. am ersten Tag 4 Wiederaufrufe, wovon 3 auf italienische Hunde entfielen. Einen Wiederaufruf soll es lt. Prüfungsordnung nur für Hunde geben, die einen Gang von überragender Qualität machen. Davon war aus meiner Sicht nichts zu sehen. So konnte die gesamte Corona am Vormittag einen italienischen Hund in seiner Suche sehen: unstete Wege, ungleichmäßige Suche, falsche Wendungen, Schnüffelphasen. Dafür gab’s dann einen Wiederaufruf …
Überdies wurden Vorstehpunkte gewertet, die keine waren, oder auch die gleiche Qualität des Vorstehens wurde sehr unterschiedlich gewertet. In einem der Wiederaufrufe schnüffelte z.B. einer der ital. Hunde eine Stelle ab, verharrte kurz in Vorstehposition, war wieder in Bewegung und die Hühner strichen ab, ohne dass der Hund es sehen konnte. Ergo: Hund war davor und danach in Bewegung. Kein Punkt. Die Richter haben hier ein TB vergeben. In einem anderen Fall machte ein ital. Hund einen Vorstehpunkt mit leicht wedelnder Rute. Führer tritt heran, Hund zieht schlecht nach. Schließlich ist der Führer ca. 2 Meter vor dem Hund, als das einzelne Huhn abstreicht. Einige Gänge später gleiches Bild, dieses Mal allerdings vom spanischen Hund. Der Unterschied: der ital. Hund erhält ein 1. Exc, der spanische ein TB.
Auch weitere Richterentscheidungen waren unverständlich; die Aufzählung verkneife ich mir. Eine Kuriosität bewegt mich bis heute: Ich flog am 2. Tag des Championats mit meinen Hund Akira aus der Prüfung, weil der Hund 'zu weit' gewesen sein soll. Die Hündin zog meinem Empfinden nach schöne große Schleifen, ich hatte Freude, ihr zuzuschauen. Eine der Schleifen war ca. 300 Meter zur Seite, bis zur Ende des Feldes, an deren Kante sie ordnungsgemäß wendete. Diese Entscheidung des Richters war vollkommen unverständlich für mich, zudem bei nachfolgenden Gängen die Hunde ebenfalls die gleichen Strecken zurücklegten. Dass man im Frühjahr - wo Paarhühner zu erwarten sind, die sich im großen Abstand im Gelände verteilen - wegen zu weiter Suche rausfliegen kann, ist mir neu.
Persönliches
Am ersten Tag konnte sich die von mir geführte Hündin 'The Field Artists Akira' mit einem TB platzieren – den Richtern gefiel nicht, dass sie beim Vorstehpunkt lag. Die Gordon Setter Hündin war ein voller Fahrt sehr dicht an die Hühner gekommen und es riss ihr regelrecht die Füße weg, als sie Witterung erhielt, so dass die vorlag, statt vorstand. Weitere Platzierungen gelangen mir, bzw. den anderen deutschen Teilnehmern nicht.
Zusammengefasst empfand ich persönlich die Qualität dieser Veranstaltung mäßig, die Teilnahme frustrierend. Das Beste am EU-Championat 2018 waren die Gastfreundschaft, das Wetter und das Essen.
Übersicht Ergebnisse
Platzierungen 28.03.2018
1. Exc Logan - Doglio (I)
2. Exc Fidelio du Clos du Capitainerie - Fricker (CH)
3. TB Galia du Terres des Mandrin - Rivoal (F)
TB The Field Artists Akira - Vida (D)
TB Latika v. Eixelberg - Balado Casal (E)
TB Daenarys - Bavaro (I)
Platzierungen 30.03.2018
1. Exc, CAC, CACIT Alfeo del Castellare - Albamonte (I)
2. Ecx. Noira Black Rider - Nivergelt (CH)
3. TB Gambler de la Campagne Gravee - Duneau (CH)
TB Sundowner's Emporio - Baldado Casal (E)
CQN Oldrato da Ponte - Marcetti (I)
EUROPA-Champion Mannschaft
1. Italien
2. Schweiz
EUROPA-Champion Rüde
Alfeo del Castellare - Führer: Albamonte (I)
VIZE-EUROPA-Champion Rüden
Logan - Führer: Doglio (I)
EUROPA-Champion Hündinnen
Noira Black Rider - Führer: Nievergelt (CH)
Impressionen der beiden Tage